Wer wir sind

Joint Venture

Der Joint Venture ist das strategische Organ von Jegi-hilft und setzt sich aus folgenden Vertretern zusammen

Diese einfache Gesellschaft…
… versteht sich als Bindeglied zwischen der Gemeinde, den Kirchgemeinden und der Bevölkerung von Jegenstorf und Umgebung
… legt eine gemeinsame Strategie im Bereich der Freiwilligenarbeit für Menschen mit unterschiedlichem Unterstützungsbedarf fest
… fördert den Kontakt unter den Freiwilligen und zu Jegi-hilft
… initiiert und unterstützt Zusammenarbeitsmodelle mit anderen Organisationen, z.B. kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen (KKF), Schweizerisches Rotes Kreuz.

Mitglieder sind:

  • Lydia Baumgartner
  • Hans Wenger, Kurt Bienz
  • Norbert Graf, Peter Heiri

Koordinationsgruppe

Die Koordinationsgruppe…
… ist das operative Leitungsgremium von Jegi-hilft,
… setzt die vom Joint Venture entworfene Angebotsstrategie um,
… fördert und wirkt verbindend zwischen dem Joint Venture (vertikal) und den verschiedenen Angeboten (horizontal).

Mitglieder sind:

  • Kurt Bienz – Leitung
  • Norbert Graf – Schreibdienst, Lernfoyer Mathematik
  • Daniel Keller – Lernfoyer Deutsch
  • Karin Völlinger – Kaffee VIVA

Pressebeiträge

Willi Werren
Ein Künstler bei Jegi-hilft

Dieser Beitrag erschien in der Ausgabe 4/2023 im Jegenstorfer:
Interview mit dem Künstler Willi Werren. Geboren in Mendrisio, lebt er seit rund 40 Jahren unter uns in Münchringen. Als Verantwortlicher Marketing bei den SBB realisierte er verschiedene innovative Projekte, unter anderem die Schaffung von Kinder/Familienabteilen in den Intercity-Zügen. Zurzeit hilft er als Freiwilliger im Kindermuseum Creaviva des Zentrums Paul Klee.

Was bedeutet Kunst, und speziell Deine Kunst, für Dich?

Beeinflusst von allem was mich umgibt und in der arte povera verankert, realisiere ich Bilder, Skulpturen, Installationen und auch „Sprachquadrate“ von traditionellen und auch neu auftauchenden (Mode-)Wörtern und Redewendungen.

Was motiviert Dich bei Jegi-hilft mitzumachen?

Migration beschäftigt mich. Ich selbst bin mit 5 Jahren mit meiner Familie als „Tschinggeli“ in die Deutschschweiz „eingewandert“. Das Thema ist für mich gestalterisch sehr relevant. So habe ich im Rahmen einer Ausstellung im Rotonda-Wald eine aus Hühnerdraht gestaltete Sans-papiers-Familie auftauchen lassen. Kaum sichtbar. Nur dank Mützen und Handy und dem Wippen im Wind erkennbar.
Bei Jegi-hilft gefällt mir, dass hier viele Ansässige sich gegenüber Fremden/Flüchtlingen öffnen, zu verstehen versuchen und helfen. Auch Mal ein feines äthiopische Essen, wie beim letzten Begegnungsabend, das verbindet.
Kurz gefasst: Austausch statt Abgrenzung.

Was stellen Deine Figuren und Bilder dar?

Im Mirjamraum des Kirchgemeindehauses hängt ein in blau-weisser Farbe gehaltener Öldruck von mir. Erkennbar ist ein grosser Zugvogel. Er fliegt unbeirrt in eine Richtung. Bei Menschen ist die Sache mit dem inneren Kompass etwas komplizierter. Aber letztlich sind wir alle irgendwie unterwegs. Das will ich mit meiner Kunst zum Ausdruck bringen.

Was motiviert Dich beim Kindermuseum Creaviva des Klee-Zentrums mitzumachen?

Es ist für mich eine grosse Bereicherung zu sehen wie unterschiedlichste Kinder sich hier ohne grosse Worte unerschöpflich kreativ ausdrücken und austauschen. Im Internet unter „Creaviva“ kann das Angebot konsultiert werden. Besonders das einstündige, offene Atelier mit monatlich wechselndem Thema ist beliebt. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass das offene Atelier von Flüchtlingsfamilien kostenlos besucht werden kann.
Deutsch büffeln ist wichtig, aber zwischendurch auch Mal ein persönliches, kleines Kunstwerk gestalten hilft auch, sich hier wohl zu fühlen.
Kreativ und aktuell das Thema im Dezember:
Weihnachtliche Fata Morgana!

Du machst auch Sprachquadrate?

Ja, ich setze Wörter und Sätze ins Bild. Sie bekommen dadurch eine andere Wertigkeit. Werden anders wahrgenommen. Für Jegi-hilft und den Jegenstorfer habe ich gerade ein neues Sprachquadrat gestaltet.

Das Team von Jegi-hilft dankt Dir herzlich für dieses Interview.

Ein Einblick in das Schaffen von Willi Werren sehen wir hier




Von Eritrea nach Jegenstorf

Dieser Beitrag erschien in der Ausgabe 3/2023 im Jegenstorfer: Interview mit Familie Elias

Danke dass du mich zu einem Interview einlädst. Ich heisse Yonas Elias und komme aus Eritrea.

In die Schweiz kam ich im Jahr 2006; ich kam nicht direkt nach Jegenstorf, wo ich jetzt mit meiner Familie lebe. Zuerst verbrachte ich 2 Wochen in Basel und wurde dann nach Vallorbe ins Asyslzentrum verlegt. Nach 2 Wochen kam ich in den Kanton Jura. Dort lebte ich von Anfang 2007 bis Ende Januar 2022.

Ich bin verheiratet und habe 2 Kinder. Der ältere Sohn ist 14 jährig und der jüngere 12. Beide sind in Norwegen geboren und bei meiner Frau aufgewachsen. Es fehlten uns die nötigen Papiere und Unterlagen, um ein Zusammenleben zu ermöglichen. Es dauerte 13 Jahre bis wir wieder vereint waren. Das will nicht heissen dass wir uns während 13 Jahren nie sahen. Ich verbrachte meine Ferien mit meiner Familie, manchmal kamen sie in die Schweiz. Einzig durch Gottes Gnade konnten wir diese Zeit überstehen. Um die erforderlichen Dokumente für den Familiennachzug zu erhalten, musste ich eine Vollzeitstelle haben, und das hatte ich lange Zeit nicht. Meine Frau konnte nicht Vollzeit arbeiten, weil sie die Kinder betreute. Deshalb verging so viel Zeit bis zur Zusammenführung unserer Familie.

Endlich hatte ich einen Vollzeitjob. Meine Familie konnte zu mir ziehen. Zur Zeit als wir nicht zusammen leben konnten, sage ich nur: Es war sehr hart! Es ist ja nicht nur für eine Nacht ohne die geliebte Familie. In dieser Zeit setzte ich wirklich meinen ganzen Glauben in Gott. Und Gott war treu und half mir durch seine Barmherzigkeit und Gnade in allem.

Aus dem Leben der eritreischen Kirche in der Schweiz

Zu deiner Frage betreffend meinem Dienst und meine Erfahrung in der Kirche: Zuerst möchte ich Gott danken für Seine Barmherzigkeit, Seine Gnade und Seine Kraft. Dank dem ist es mir möglich, Ihm zu dienen. Ich begann meinen Dienst in der Living God Church (eritreische Kirche) in Bern. Jedes Wochenende reiste ich von Delemont nach Bern, um mit den Neuankömmlingen in der Bibel zu lesen und ihnen die Texte zu erklären. Ich leitete die Abend-Gebetsgruppe. Ausserdem war ich mit unseren Kirchenmitgliedern unterwegs, um am Bahnhof Bern anderen Menschen Gottes Wort mitzuteilen, damit sie auch Jesus kennen lernen. Jene denen ich die Bibel erklärte, und die zu Jesus fanden, sind nun verheiratet, haben Kinder und dienen ihrerseits in der Kirche. Einige von ihnen sind Aelteste.

Im Jahre 2012 wurde ich mit 2 anderen Mitgliedern der Kirche dazu erwählt, Aeltester zu sein, also wie ein Pfarrer. Das war keine einfache Aufgabe, denn man ist in leitender Position. Ohne Gottes Gnade ist es unmöglich. Um fruchtbar zu sein muss man demütig, geduldig und voller Glauben und Hoffnung auf Gott sein – das ist der Weg!

Binnen kurzer Zeit wuchs unsere Gemeinde von 10-15 auf 300 Gläubige! Einige dienen im Chor, oder als Beter, Diakone, Evangelisten und Lehrer. Wir achten darauf dass sie gut ausgerüstet sind, indem wir sie unterrichten und viele unterschiedliche Kurse organisieren.

Die Mitglieder der eritreischen Kirche in Bern kommen aus den Kantonen Bern, Freiburg und Neuenburg. Im Januar 2017 wurde beschlossen in jeder grösseren Stadt je eine Kirche zu öffnen. Jede Kirche hat Aelteste, Pfarrer, und seither diene ich als Aeltester in der eritreischen Kirche in Biel.

Familie Elias


Begegnungsabend jegi-hilft

Dieser Beitrag erschien in der Ausgabe 2/2023 im Jegenstorfer

Kurt Bienz: An einem Donnerstag im Mai treffen sich Geflüchtete und Freiwillige von jegi-hilft zu Austausch und Begegnung. Während den letzten Monaten sind die Beziehungen untereinander gewachsen. So ist es gar nicht einfach die angeregten Gespräche zu unterbrechen. Lydia Baumgartner überbringt die Grüsse und den Dank der Einwohnergemeinde. «Die Zusammenarbeit unter den Partnern der katholischen und reformierten Kirchgemeinden und der Gemeinde funktioniert gut», sagt sie. «Das Engagement der Freiwilligen und die Bereitschaft der neu Zugezogenen, sich auf eine neue Kultur einzulassen, ist stark.»

Karina Pavlova formuliert, was ihr wichtig ist:

Mein Name ist Karina. Mein Sohn und ich haben die Ukraine einen Monat nach Kriegsbeginn verlassen. In diesem Moment flogen Bomben auf die Stadt Charkow, die drei Autostunden von mir entfernt ist. Das hat mich dazu gebracht, alles zu verlassen, was ich hatte. Mit einer Sporttasche und einem kleinen Rucksack gingen wir an einen Ort, an dem wir niemanden kennen und dich niemand kennt.
Warum Schweiz? So Gott entschied.
Warum Jegenstorf? So Gott gesegnet.
In Jegenstorf lebten wir nach der Migration gemeinsam im Haus einer sehr guten Familie. Offene, wunderbare Menschen haben uns empfangen. Dann lebten wir noch bei einer zweiten Gastfamilie. Auch dies eine wunderbare Familie. Beide haben sehr, sehr viel für mich und meinen Sohn Michail getan. Seit Juli letzten Jahres leben wir in einer separaten Wohnung. Und dies dank der Hilfe meiner Schweizer Familien.
Die ganze Zeit, die wir hier sind, treffen wir Menschen mit einem guten Herzen.
Unsere geliebten Deutschlehrerinnen verbringen viel Zeit und Energie damit, uns Schülerinnen bei der Anpassung zu helfen.
Viele Menschen helfen uns und nehmen an unserem Leben teil. Es würde viel Papier brauchen, um alle aufzuzählen.
Und ich will weiter im Namen aller Ukrainer dem Schweizer Volk für Aufrichtigkeit und Mitgefühl danken.
Karina Pavlova

Begegnungsabend Jegi hilft

Austausch 22. Juli 2022

Austausch Juli 2022

Dorfrundgang, 4. Juni 2022

Dorfrundgang Juni 2022

Abend für Gastgebende, 24.Mai 2022

Abend für Gastgebende

Das Lernfoyer Deutsch von jegi-hilft

Im letzten Jegenstorfer (4/2021) wurde über die Zeit berichtet, als in Jegenstorf bis zu hundert Asylsuchende in der Kollektivunterkunft im Hänni-Areal wohnten und das Dorfbild geprägt war durch viele fröhliche und kontaktfreudige Menschen aus vielen Ländern, vorwiegend Eritrea, Afghanistan und dem Iran. Geblieben in Jegenstorf sind ein paar wenige Leute, welche nach der Schliessung der Unterkunft hier eine Wohnung finden konnten und solche, welche wieder nach Jegenstorf zogen. Geblieben und seither weiter ausgebaut oder neu hinzugekommen sind Angebote von Freiwilligen von jegi-hilft zugunsten von Geflüchteten und anderen Unterstützung suchenden Menschen. Eines dieser Angebote ist das Lernfoyer Deutsch.

Was ist das Lernfoyer Deutsch?
Auf der Internetseite www.jegi-hilft.ch/lernfoyer-deutsch/ bieten freiwillige Helferinnen und Helfer Interessierten in der Regel wöchentlich einen Rahmen, um mit ihnen die deutsche Sprache zu üben und anzuwenden. Das Lernfoyer erteilt keine Deutschkurse, sondern versteht sich als unterstützendes Angebot für Erwachsene beim Erlernen der deutschen Sprache. Es wird Raum geschaffen, die deutsche Sprache zu sprechen, sie einzuüben, in der Schule Gelerntes zu vertiefen und auf bevorstehende Prüfungen hin zu arbeiten.

Gerne dürfen alle mit fremdsprachigem Hintergrund vorbeikommen.

Gegenwärtig besuchen durchschnittlich drei bis vier Personen jeden Montag von 19:30 bis 21:00 Uhr das Lernfoyer im Kirchgemeindehaus Jegenstorf. Dort werden sie von den Freiwilligen 1:1 betreut.

D.h. eine Helferin, ein Helfer betreut eine Person während 90 Minuten und kann sich ungeteilt dem Sprachtraining eines Besuchenden widmen. Ist das Bedürfnis da, einfach sprechen zu können, redet man über ein bestimmtes Thema oder frei miteinander. Ist Hilfe nötig bei den Hausaufgaben werden, diese zusammen erledigt. Auch Probleme oder Unklarheiten im nicht einfachen Alltag der Geflüchteten werden besprochen.

Vertrauensvolle Beziehungen
Diese regelmässigen wöchentlichen Treffen sind gerade auch für Personen ohne Arbeit eine willkommene und wertvolle Abwechslung. Durch die regelmässigen Kontakte entstehen vertrauensvolle Beziehungen, welche von Wertschätzung und Dankbarkeit geprägt sind.

Auch vor dem Lernfoyer hat Corona nicht Halt gemacht und verhinderte eine Zeit lang das wöchentliche Treffen am Montagabend im Kirchgemeindehaus. Die Not macht bekanntlich erfinderisch, und so überbrückten wir die Zeit, indem wir unsere Lernenden zu Hause besuchten oder diese zu uns nach Hause kamen. Diese Form machte es auch möglich, dass man sich anstelle montagabends an einem anderen Wochentag zu einer x-beliebigen Zeit treffen konnte.

Schreibdienst
Haben die Besucher besondere Anliegen im Zusammenhang mit Behörden oder der Suche nach Arbeit, leistet der Schreibdienst von jegi-hilft wertvolle Unterstützung. Gerne weisen wir unsere Besuchenden dann jeweils auf dieses Angebot hin.

Tandems 
Es haben sich aber auch fixe Tandems gebildet, welche nur in losem Kontakt zum Lernfoyer arbeiten. So unterstützt ein Freiwilliger in mehr oder weniger regelmässigen Abständen einen Mann, der sehr zielstrebig an seiner sprachlichen und beruflichen Integration arbeitet, je nach dessen Wunsch und Bedürfnis.

Ein anderer Freiwilliger trifft sich praktisch wöchentlich mit einem jungen Mann, welcher eigentlich keine sprachliche Hilfe mehr benötigt und erfolgreich eine Ausbildung abgeschlossen hat. Hier ist eine Freundschaft aus den regelmässigen, zweckbestimmten Treffen entstanden, welche nun gepflegt wird und für beide Seiten bereichernd ist.

Grosse Unterschiede 
Es gibt extreme Unterschiede bei der Fertigkeit des Erlernens der deutschen Sprache. Da sind Geflüchtete, welche sich innert ein paar Monaten enorme Kenntnisse aneignen können. Sie konjugieren was das Zeug hält, kennen bereits verschiedene Zeitformen und der Wortschatz ist schon recht gross. Sie können fliessend lesen und verstehen mehrheitlich was sie lesen oder hören. Da gibt es aber auch diejenigen, welche sich schwer tun beim Erlernen der deutschen Sprache. Auch nach Jahren hapert es mit dem Lesen, dem Formulieren von vollständigen Sätzen mit Subjekt, Verb und Objekt. Da ist echter Durchhaltewille gefragt, sowohl bei den Lernwilligen als auch bei den Freiwilligen. Denn das ist allen klar, ohne ein gewisses Sprachniveau erreicht zu haben wird es schwierig, eine Arbeit zu finden oder einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Es ist bewundernswert, wie gerade diese Gruppe hartnäckig dranbleibt und diese schwierige Zeit einfach aushält und nicht aufgibt. Und so können wir uns dann gemeinsam mit den Deutsch Lernenden freuen, wenn dann (endlich) ein erstes Sprachzertifikat geschafft ist oder eine Bewerbung auf eine Arbeits- oder Praktikumsstelle erfolgreich gewesen ist.

Fazit
In den vergangenen Jahren konnten so schon etliche Geflüchtete dank unermüdlichem Einsatz wirtschaftlich selbständig werden.

Was nicht vergessen werden darf: Die verschiedenen Angebote von jegi-hilft leisten nebst ihren verschiedenen konkreten und wertvollen Diensten einen vielleicht noch viel wichtigeren Beitrag: Sie vermitteln den Teilnehmenden das gute Gefühl, bei uns in der Schweiz und in Jegenstorf willkommen zu sein, auf unsere Hilfe zählen zu können und ein Teil unserer Gesellschaft zu sein.
In Zukunft soll nebst den Geflüchteten auch unter anderen Menschen mit nicht-deutschem Sprachhintergrund das Angebot besser bekannt gemacht werden. Vielleicht erzählen Sie jemandem von dieser Möglichkeit hier vor Ort in Jegenstorf? Auch Interessierte, welche gerne im Lernfoyer mithelfen möchten sind herzlich willkommen.

Lernfoyer Deutsch jeden Montag, 19.30 – 21.00 Uhr im Kirchgemeindehaus Jegenstorf

Daniel Keller- Artikel erschien im Jegenstorfer 1/2022

Jegenstorfer Dezember 2021

jegi-hilft unterstützt Geflüchtete in Jegenstorf

Sie erinnern sich vielleicht an 2016, als die Schweiz sehr viele Flüchtlinge aufnahm und in verschiedene Regionalzentren verteilte. Die Gemeinde Jegenstorf konnte das leerstehende Hänni-Areal als Unterkunft für bis zu 100 Asylsuchende bereitstellen und die Bevölkerung wurde zu einer Informationsveranstaltung im Kirchgemeindehaus eingeladen. Das Interesse war sehr gross. Es gab viele Fragen: sowohl Ablehnung, Skepsis und Ängste, als auch Interesse, Offenheit und Hilfsbereitschaft. Die Verantwortlichen klärten umfassend auf und so kam es, dass ab Mai 2016 fremdartige Menschen das Dorfbild veränderten. Da die Kollektivunterkunft (im Gegensatz zu anderen Orten) nicht in unterirdischen Räumen eingerichtet wurde, kamen eher Familien, Frauen und Kinder zu uns.

Gegen 60 JegenstorferInnen erstellten unter der Leitung der Einwohnergemeinde und der beiden Kirchgemeinden ein Hilfsnetz mit dem Namen jegi-hilft, welches ein gutes Zusammenleben und sich Zurechtfinden ermöglichte. Es gab Dorfrundgänge mit den Neuankommenden; ein Begegnungskaffee und ein Deutschlernforum im Kirchgemeindehaus; Abgabe von Kleidern, Haushalt- und Kindersachen und anderem im Theresaladen; Sport-, Spiel- und weitere Angebote; ebenso Beschäftigungsprogramme wie z.B. Dorf- und Waldputzeten. Man lernte sich gegenseitig kennen und winkte sich im Dorf bald freundlich zu.

In der Kollektivunterkunft war ein Kommen und Gehen: während die einen wieder weg mussten, erhielten andere Aufenthaltsbewilligungen und sahen sich nach privatem Wohnraum und Arbeit um. Viele wollten am liebsten in Jegenstorf bleiben, weil sie hier Beziehungen und gute Aufnahme gefunden hatten.

Seit das Flüchtlingszentrum nach 18 Monaten zuging, gibt es für jegi-hilft neue Aufgaben.

Das Begegnungscafé wurde wegen der Pandemie geschlossen, das Lernfoyer wird immer noch gerne genutzt, die Schreibstube (siehe Jegenstorfer Nr. 2/21), ist die beliebte Anlaufstelle für Schriftliches.

Jede Familie oder Wohngruppe hat freiwillige Begleitpersonen, die bei der Wohn- und Arbeitsintegration beistehen, bei Betreuungsplätzen und Einschulung der Kinder oder im Verkehr mit Ämtern und vielem anderen helfen. Aus den sogenannten Wohntandems sind heute eher Freundschaften geworden.

Ein Beispiel von gelingender Integration

Das tibetische Paar war seit der Eröffnung des Asylzentrums 2016 in Jegenstorf, die beiden fielen uns durch ihre Freundlichkeit und Offenheit auf und sie nahmen dankbar an den Angeboten von jegi-hilft teil. Im November 2016 wurde ihr 1. Kind geboren, das winzige Zimmer wurde entsprechend eingerichtet, aber als ihr Asylantrag bewilligt wurde, waren sie sehr froh, bald ihre erste kleine Wohnung zu finden, wo sie etwas mehr Ruhe und Privatsphäre hatten.

Das Paar lernte eifrig deutsch und konnte sich bald so weit verständigen, dass die Arbeitsintegration beginnen konnte.

Als das 2. Kind kam, brauchten sie mehr Platz und fanden mit Hilfe ihres Schweizer Begleitpaares eine etwas grössere Wohnung.

Dieses Wohntandem ist wesentlich bei der erfolgreichen Integration, gibt es doch immer wieder Hürden zu überwinden, wo Beistand nötig ist; sei es im Verkehr mit Ämtern, den Finanzen, bei Krankheit oder Unfall und vielem weiteren. Auch die Kommunikation mit dem zuständigen Hilfswerk ist nicht immer einfach, die Erreichbarkeit und Zuständigkeit nicht optimal, die Regeln nicht immer einsichtig.

Den Kindern geht es gut, sie werden liebevoll erzogen. Die Ältere geht in den Kindergarten und beide sind mit der Kita vertraut, um Kontakte zu haben und deutsch zu lernen. Während das Mädchen recht schüchtern ist, ist der Bub offen und lebhaft.

Die Frau konnte ein Praktikum in einer Reinigungsfirma anfangen, wo es ihr gefällt und auch die Arbeitgeberin zufrieden ist.

Der Mann hat Integrationskurse und Praktika hinter sich und ist nun im 2. Jahr der Kochlehre EBA im benachbarten Alterswohnsitz.

Auch wenn die Wohnung liebevoll mit Bildern aus Tibet geschmückt ist und die Geflüchteten schon Heimweh haben, schauen sie vorwärts und sehen hier ihre Zukunft. Sie betonen, dass sie sich hier in Jegenstorf wohl fühlen und sehr dankbar sind für die gute Aufnahme und für alle Unterstützung, insbesondere von ihrer Tandemfamilie, ohne die sie vieles nicht geschafft hätten und die fast wie ihre Schweizer Eltern sind.

Lisalotte Dworzak, abgedruckt im Jegenstorfer Dezember 2021

Anmeldung per E-Mail:

Ihre Anmeldung erachten wir als verbindlich – mit Angabe Name/Vorname, Adresse, Telefon und E-Mail mit Vermerk im Betreff Jegenstorf 25.11.2023
zu senden an: isabelle.derungs@fluechtlingshilfe.ch / Tel. +41 (0)77 469 06 23
bis spätestens 20. November 2023

Lernfoyer Deutsch
jeden Montag, 19.30 bis 21.00 Uhr
Kirchgemeindehaus Jegenstorf

Schreibdienst
jeden Dienstag in den geraden Kalenderwochen
17:15–19:15 Uhr
Franziskushaus